Durch den Norden Polens

Man sagt, dass der Friedhof der Stadt Szczecin der größte Europas sei. Ob das stiWildrich Weltreise Friedhof in Szezecinmmt, weiß ich nicht, aber ganz bestimmt habe ich noch nie einen so großen und schönen Friedhof gesehen. Wie ein Park ist er angelegt. Springbrunnen und Plätze gibt es.

Schon der zweite Superlativ auf meiner Reise. Als ich gestern in Bad Salzuflen losgefahren bin -mit dem Ziel Berlin- wusste ich nicht, ob ich über die Oder bei Magdeburg fahren kann. Das Hochwasser in Ostdeutschland ist das schlimmste seit Menschengedenken. Es hat dann natürlich doch geklappt. Wie sollte es auch anders sein, an einem so schönen Sommertag.

Nach einem Abend mit meinem Patenkind, und der kurzen Nacht, habe ich mich dann heute früh von meiner Verwandtschaft verabschiedet und auf den eigentlichen, den größten Teil der Reise gemacht, nämlich durch:

Polen, die Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Slowakei, Österreich zurück nach Deutschland.

Alles mit meinem kleinen SMART Diesel. Nicht die erste gemeinsame Reise, aber bei weitem die längste, die wir zusammen unternehmen werden. So waren wir schon zweimal in Polen und Italien. Auf all diesen Fahrten habe ich gelernt, wie schön es ist, in einem SMART unterwegs zu sein. Und nach mittlerweile 65.000 km möchte ich kein anderes Auto mehr für solche Strecken haben. Da ich meist alleine unterwegs bin, ist es das ideale Reisefahrzeug. Platz genug für eine Person, der große Kofferraum, die sehr komfortablen Sitze, das Panoramadach kombiniert mit Klimaanlage. Und außerdem habe ich festgestellt, das es in fremden Ländern (speziell dem Ostblock) sehr angemessen ist, mit einem kleinen Fahrzeug unterwegs zu sein. Man zieht zwar trotzdem die Blicke auf sich, aber es sind lächelnde Gesichter. Dass ich hier auf den Landstraßen Osteuropas mit unter vier Litern Diesel auskomme, macht solche Strecken wie die jetzt geplanten 8-10.000 km natürlich auch für den Geldbeutel erträglich. Zumal die Preise für den Kraftstoff in Osteuropa noch einmal um einiges günstiger sind als in Deutschland. Aber darüber werde ich von Land zu Land berichten.

Ich bin also heute morgen in Berlin losgefahren, mit einem ersten Zwischenstop in Wriezen. Einem kleinen Städtchen im Brandenburgischen Oderbruch, das einige persönliche Erinnerungen für mich wach hält. Da ich schon früh unterwegs war, konnte ich den Sonnenaufgang auf einer Allee miterleben. Wunderschön... wie bei einer Hochzeit standen die Bäume rechts und links Spalier. Durch ihr Blattwerk grüßen einen die ersten Sonnenstrahlen des Tages.

Brandenburg hat immer etwas sehr Vertrautes. Ich bin zwar nicht oft dort, aber jedes mal, wenn ich durch ein typisches Straßendorf fahre, fühle ich mich sehr wohl. Ich kann das nicht erklären. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich kein Stadtmensch bin. Es scheint, als sei die Zeit über diese Dörfer und ihre Einwohner hinweggegangen. Und das ist gut so, denn so blieben sie erhalten. Nicht selbstverständlich in unserer modernen Welt.

 

Während eine Oma mit Schürze und Stock über den Zebrastreifen geht, kann ich zu meiner Rechten eine Katze auf einem Fensterbrett sitzen sehen, die sich in der Morgensonne wärmt und putzt. Die Menschen fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit, Kinder gehen des Weges und kichern schüchtern. Und ich? Ich habe 19 Tage Zeit, um durch Osteuropa zu reisen.

In Hohenwutzen ging es über die Oder. Ich war ein bisschen besorgt, weil ja die Elbe schon  Hochwasser führte, aber hier gibt es kein Problem. Der Grenzübergang, ganz in der Nähe von Bad Freienwalde, scheint nur wenig frequentiert zu sein. Ich bin alleine an diesem Morgen.

Ob die Zöllner deshalb so korrekt sind? So wollte man auf deutscher Seite nicht nur meinen Reisepass, sondern auch meinen Fahrzeugschein und meine Versicherungskarte sehen!

Die polnischen Grenzbeamten haben mich hingegen nicht mal eines Blickes gewürdigt. So musste ich noch betteln, um meinen Souvenir-Stempel in den Pass zu bekommen.

Was mir immer wieder auffällt, wenn ich in Polen unterwegs bin, ist die durchweg gute Qualität der Straßen. Überhaupt frage ich mich oft, wie es wohl zu dem Klischee kam, das Polen ein unterentwickeltes Land sei. Eingebettet in der Mitte Europas haben sich die Menschen zum Westen hingezogen gefühlt. Und nach wenigen Kilometern muss mich ein Storch daran erinnern das ich nicht mehr in Deutschland bin. Welch ein gutes Zeichen. Ich bin sicher, alles ist in Ordnung und meine Reise steht unter einem guten Stern.

Das Land scheint auf mich zu warten. Will entdeckt werden. Die langen Alleen, die sich quer durch das nördliche Polen ziehen, passen in diese Landschaft. So wie man das in Deutschland  von einer Autobahn durch den Bayerischen Wald nicht sagen kann. Die Alleen hingegen gehören dazu und fügen sich ein, prägen das Land.Wildrich Weltreise Rast  in Polen

So komme ich also nach vier Stunden Fahrt  in Szczecin an, wo ich das Grab meines Großvaters aufsuche, der hier, bei Stettin 1946 als Kriegsgefangener in einem russischen Lager verstarb und in einem Massengrab beerdigt wurde. Meine verstorbene Großmutter hat Zeit ihres Lebens nach dem Grab ihres Mannes geforscht. Doch erst vor kurzem sind aus den Archiven der ehemaligen Sowjetunion die nötigen Informationen aufgetaucht, um die Grabstätte ausfindig zu machen. So hat der Enkel nun die Gelegenheit, das Grab aufzusuchen. Ich bin nun schon zum zweiten Mal innerhalb der letzten Monate hier.

Quer über die Straße vom Friedhof wurde ein Einkaufszentrum errichtet, das denen in in Deutschland vorhandenen um nichts nachsteht. Im Gegenteil. Alles ist neu, ich werde freundlich bedient, das Warenangebot ist mit dem in Deutschland zu vergleichen, und der freundliche Radioeinbaumann vom Mediamarkt passt, nachdem er mich und mein Auto wiedererkannt hat, nun schon zum zweiten Mal auf mein Fahrzeug auf. Nicht, dass ich unbedingt Angst hätte, beklaut zu werden, aber eine Kollegin von mir (gebürtige Stettinerin) wurde vor einem Jahr ihres Autos beraubt. So bin ich gewarnt.

Also fix in den Supermarkt, Lebensmittel und Kartenmaterial für den heutigen Tag kaufen. Noch schnell einen Kawa Normanie trinken (Tasse, einen Teelöffel Kaffeepulver und Zucker hineingeben, das ganze mit kochendem Wasser übergießen, warten bis der Prütt sich gesetzt hat, fertig), und auf geht es in Richtung Osten. Ich habe heute noch einiges an Kilometern vor mir.

Als ich nach meiner kleinen Stärkung wieder unterwegs bin, fallen mir entlang der Ausfallstraße die vielen jungen Frauen auf. Nicht, dass ich diese nicht auch in Deutschland bemerken würde, aber da schieben diese Frauen im Normalfall nur selten einen Kinderwagen. Hier scheint das der Standard zu sein. Als ich später nachfrage, bestätigt man mir, das es immer noch Mode ist, relativ jung zu heiraten und eine Familie zu gründen. Wie überhaupt die Familie einen sehr hohen Stellenwert zu haben scheint.

Bei dem traumhaften Sommerwetter heute ist die Ernte in vollem Gange. Die Fahrt führt entlang der Felder, auf denen Bäuerinnen mit bunten Kopftüchern arbeiten. Kinder helfen auch. Handarbeit, die Felder werden mit Sensen und Rechen bearbeitet.

 

Unterwegs halte ich an und kaufe in einem kleinen Laden Äpfel. Die sehen nicht besonders aus, schmecken aber um so besser. Irgendwie nach Pfirsich! Und ich frage mich, ob das eine beabsichtigte Züchtung ist oder Zufall?

Schade, das ich nur zwei genommen habe. Das Preisniveau ist für unsere Verhältnisse noch immer sehr niedrig. Für einen Euro bekommt man zur Zeit 4 Zloty (gesprochen Zwoty). Die Äpfel haben das Stück 0,10€ gekostet.

Die Allee verleitet zum schneller fahren. Und die Gitarrenriffs von David Gilmore helfen nicht gerade, vielleicht doch ein wenig vorsichtiger unterwegs zu sein. Dann auf einmal in einem Dorf volle Bremsung! Eine Trauerprozession bahnt sich ihren Weg die Dorfstraße entlang. Alle Einwohner sind auf den Beinen. Auch die Jugend, wie ich am Beispiel der vielleicht 17-jährigen Blondine mit Minirock unschwer erkennen kann. So was in der Art wünsche ich mir zu meiner Beerdigung auch.

Überhaupt überrascht es mich auf meinen Reisen immer wieder, wie freizügig sich die Frauen in den doch eigentlich so konservativen katholischen Ländern kleiden.

Jetzt fliegen die Felder rechts und links an mir nur so vorbei. Ich habe das Fenster auf, und der Duft von frisch gemähtem Gras liegt in der Luft. Und als ich mich der Stadt Szczecinek nähere, verwandelt er sich in den so vertrauten Pinienduft.

Das Land, durch das ich heute fahre, ist sehr seenreich. Man merkt es, da die Luft kälter wird. Rechts und links entlang des Weges gibt es Park- und Picknickplätze. Junge Menschen sind mit Fahrrädern unterwegs und machen sich einen schönen Nachmittag an den vielen Stränden. Auch ich spiele mit diesem Gedanken, aber es fehlen mir heute noch 300 km, und ich weiß nicht, ob die Straßenqualität so gut bleibt wie jetzt. Lieber schaue ich mich heute Abend in Ruhe um.

Ich mache immer wieder den Fehler, dass ich auf meinen Fahrten zu lange mit den Pausen warte. Immer wieder zögere ich es hinaus und sage mir, im nächsten Ort gibt es bestimmt ein kleines Restaurant oder einen Lebensmittelladen. Und wenn ich dann im nächsten Ort bin, gefällt mir dieser nicht oder das Restaurant oder der Laden und ich fahre weiter und wenn ich nur anhalten würde, wäre wahrscheinlich alles okay, aber ich hungere lieber.

Mir knurrt also gerade der Magen, als Johanna am Straßenrand steht und den Daumen ausstreckt. Vollbepackt mit Tüten und Korb. Ich nehme sie mit, und wir kommen schnell ins Gespräch. Sie ist Studentin der Pädagogik. Wie viele junge Menschen in Polen spricht auch sie Deutsch und Englisch. Diese Kenntnisse hat sie nicht nur in der Schule erworben (als Pflichtfächer), sondern auch im Ausland. Vier Monate hat sie in der Schweiz mit ihrem Mann als Erntehelfer gearbeitet.

Überhaupt finde ich es immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen im Osten Deutsch und Englisch sprechen, und wie wenig verbreitet die Bereitschaft, eine Fremdsprache zu lernen, im Westen ist. Ich glaube, ich kenne keinen Deutschen, der polnisch spricht.

Ich habe in den letzten 20 Minuten fünf überfahrene Tiere gesehen. Vier Igel und das letzte war glaube ich ein Fuchs. Mir knurrt immer noch der Magen, und ich beschließe, dass das nächste Restaurant herhalten muss. Schließlich möchte ich nicht so enden, wie die anderen fünf Verkehrsteilnehmer. Womöglich durch mangelnde Konzentration, hervorgerufen durch einen Zuckersturz. Immerhin habe ich vor lauter Gequatsche mit Johanna die Orientierung verloren. Nun ist es bestimmt schon 20 Minuten her, dass wir uns verabschiedet haben. Noch immer habe ich kein passendes Restaurant gefunden, und vor lauter Suche habe ich gar nicht mehr richtig auf den Weg geachtet. So kam es zu einem Umweg von 50 km. Jetzt aber bin ich direkt auf der Bundestrasse 22, die mich bis an meine Tagesetappe führen wird.

Je weiter man Richtung Osten fährt, desto weniger Wagen mit deutschen Kennzeichen sieht man. Ich bin überhaupt überrascht, wie wenige deutsche Wagen hier unterwegs sind. Wenn man dann noch annimmt, das ein Großteil dieser Wagen in Deutschland wohnenden Polen gehören, die auf Besuch sind, dann bleiben nicht mehr viel Touristen übrig. Wie kommt es dazu? Das Land bietet doch eine Menge. Kulinarische Highlights, eine traumhaft schöne Landschaft, eine gute und funktionierende Infrastruktur, freundliche Menschen und eine bewegte Geschichte. Ich hoffe, dass es nicht immer noch der schlechte Ruf ist. Das Klischee des Diebstahls oder der Armut.

Dies ist nun schon meine vierte Reise durch Polen, und ich habe mich noch nie unsicher gefühlt. Bisher habe ich auch jeden Morgen meinen Wagen, so wie ich ihn abgestellt habe, wiedergefunden.

Ich glaube, mit der Zeit entwickelt man als Reisender ein ziemlich gutes Gespür für Gefahren. Wo man sicher ist und wo nicht. Vielleicht ist das ja auch der Grund weshalb ich am letzten Restaurant keinen Halt gemacht habe. Schon wieder bin ich meinem Vorsatz, anzuhalten, nicht treu geblieben. So hungere ich weiter. Böse Zungen würden behaupten, dass das Jemandem, der 98 kg wiegt, auch gut tut!

Ein Großteil der Weizenfelder ist bereits abgeerntet. Nachdem ich die letzten Minuten durch dicht bewaldetes Gebiet gefahren bin (es war so dunkel, ich musste mit Licht fahren), hat sich die Landschaft jetzt gewandelt. Mittlerweile nehmen Felder einen Großteil des Panoramas ein. Abgegrenzt durch lange Reihen großer alter Bäume und immer wieder dieser wundervolle blaue Himmel. Noch 166 km bis Elblag. Aber so weit will ich jetzt nicht mehr. Es reicht mir eigentlich schon das nächste Restaurant.

Ich reise meistens alleine und komme damit eigentlich auch gut klar. Gäbe es da nicht immer wieder die Momente, in denen man sich mitteilen möchte. Man erlebt und sieht so viele schöne Dinge, die man teilen könnte. Aber ich will mich nicht beschweren. Im großen und ganzen überwiegen die Vorteile, solo unterwegs zu sein. Nämlich: Egoistisch planen zu können, was man macht und was nicht (andererseits hätte mich ein Partner vielleicht schon zu einem Stop gezwungen...).

Als ich es dann endlich geschafft habe, sitze ich in einem Truckstop, umgeben von schnauzbärtigen LKW-Fahrern und löffele meine Zurek-Suppe in mich hinein. Selten so einen Hunger gehabt. Mit Kaffee und Wasser zahle ich umgerechnet 1€.

17.20 Uhr noch ein Anhalter. Michael ist 19 Jahre alt und macht dieses Jahr das Abitur, um später Kunst zu studieren. Er war schon mal in Deutschland, und auch er spricht Deutsch. Meiner Meinung nach fast akzentfrei. Leider ist er nur ein paar Minuten in meinem Auto geblieben, er musste nur in das nächste Städtchen.

Zwei Anhalter an einem Tag. Ich muss mich vorsehen, dass es nicht zu einer Gewohnheit wird, sonst werde ich eines Tages doch noch mal ausgeraubt...  Aber wie ich vorhin schon sagte, ich vertraue auf meine Intuition. Bislang ist immer alles gut gegangen.

Tramper mitzunehmen hat ja auch was sehr Positives auf Reisen wie dieser. Nämlich, dass man Leute des Landes kennen lernt. Wenn auch nur sehr flüchtig, aber immerhin. Es ist ja auch mehr, als die meisten Busreisenden von sich behaupten können, die nur durch ein Land durchfahren. Lieber wäre es mir natürlich, die Menschen intensiver kennen zu lernen, aber wenn ich nicht die Zeit habe, dann finde ich das so auch in Ordnung. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja doch eines Tages mal eine Gelegenheit, durch ein solches Erlebnis Beziehungen zu vertiefen.

Es ist an der Zeit, ein Quartier für die Nacht zu finden. Entlang des Weges liegt das kleine Städtchen Pelplin. In einem Reiseführer wird es als Bischofssitz vorgestellt. Es gibt nur etwa 8.000 Einwohner.

18.47 Uhr, ich bin in Pelplin gelandet. 600 km sollten reichen. Ich war heute 13 Stunden im Auto unterwegs und fühle mich dementsprechend. Obwohl ich sagen muss, dass die Fahrt eigentlich sehr angenehm war. Keinesfalls stressig. Wäre dem so gewesen, hätte ich früher nach einem Bett gesucht.

Mein Reiseführer berichtet von einem Kloster in dem Städtchen. Und genau in diesem habe ich nun ein Zimmer bezogen. Ich habe Glück. Das Priesterseminar hat Sommerpause und die Zimmer werden vermietet. Und so werde ich heute Nacht für eine kleine Spende unter dem Dach einer der schönsten Kirchen Polens schlafen. Wie kam es dazu?Wildrich Weltreise Pelplin

Nun, wie öfter auf meinen Reisen habe ich mich einfach an die Polizei gewendet. Der SMART hilft dabei. Man fährt einfach, die Menschen schauen von selbst. Auch die Gesetzeshüter. Sobald man Blickkontakt hat, steigt man einfach aus und fragt:

„Dzien dobry“ (guten Tag), und dann auf Deutsch „sprechen Sie Deutsch?“. In diesem Fall kam dann ein „nie“ (nein). Aber auch das ist kein Problem. Mit ganz alltäglichen Handzeichen kann man sich prima verständlich machen und nach einem Hotel fragen. Also Hände falten und an den geneigten Kopf legen. Aha, ein Zimmer sucht er!

Nein, ein solches gäbe es in Pelplin nicht, aber... (dann folgten eine kurze Diskussion auf polnisch zwischen den zwei Polizisten) man bedeutete mir, wieder in meinen Wagen einzusteigen und hinter ihnen her zu fahren. Sie brachten mich zum Kloster, haben alles für mich arrangiert und sich mit Handschlag verabschiedet. Das ist nicht das erste Mal auf meinen Reisen, das mir so etwas passiert. Ich frage mich, ob die deutsche Polizei so hilfreich wäre?

Nun zurück zum Kloster.  1276 gegründet liegt es 60 km südlich von Danzig. Die gewaltige Basilika stammt aus den Jahren zwischen 1180-1320. Das Sehenswerte an der Kirche ist der imposante Hochaltar. Mit 26 Metern ist er einer der höchsten Europas. Seit 1824 ist Pelplin Bischofssitz. Zwischen 1939 und 1945 wurden wegen ihres Widerstandes gegen das Naziregime 299 Priester der Diözese hingerichtet.

Ich habe noch ein paar Stunden Tageslicht, um die Umgebung zu erkunden. An diesem lauen Sommerabend ist die halbe Stadt zu Fuß unterwegs. Jugendliche sitzen vor den Häusern oder spazieren entlang der Hauptstraße. Es gibt einen zentralen Platz, mit Uhrturm. Ein Bus hält und bringt die Menschen in die umliegenden Dörfer.

Der Klosterpförtner empfiehlt mir ein Restaurant. Das heißt... genau genommen gibt es nur eins, und das macht die Wahl einfach. Ich mache mich auf den Weg dorthin. Die Häuser sind bunt gestrichen, Blumenkübel stehen auf dem Bürgersteig.

Ich verlaufe mich und muss nach dem Weg fragen. Als ich es dann geschafft habe, sitze ich auf einer Terrasse bei einem erfrischenden Bier und nehme mir Zeit für die Speisenkarte. Alles auf Polnisch! Leider spricht die Kellnerin weder Deutsch noch Englisch, so gestikuliere ich wieder mit den Händen. Ich überlasse ihr die Wahl und bekomme so einen Rinder-Spieß mit diversen Gemüsen und Pommes Frites. Eine Katze gesellt sich zu mir, will auch was abhaben, ich bleibe aber hart!Wildrich Weltreise Pelplin

Schnell geht die Sonne unter, und es wird empfindlich kalt. Ich zahle und mache mich wieder auf den Weg zum Kloster.

Mein Zimmer ist direkt unter dem Dach der großen Kathedrale. Alles ist neu. Es gibt ein komplettes Badezimmer und neue Möbel. Selbst ein Fahrstuhl wurde in das alte Gemäuer eingebaut. Wenn ich mich aus meinem Dachfenster lehne, sehe ich in den Innenhof des Klosters. Die Sterne funkeln schon am Himmel. „Das war ein guter Tag“, denke ich und schlafe ein.

 

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