West-Kanada

22.07.2003

Mittlerweile ist es Sommer, und wieder sitze ich im Flugzeug auf dem Weg nach Los Angeles. Von Dort geht es dann weiter nach Vancouver, Kanada. Ausgestattet mit neuer Energie und gespartem Geld, freue ich mich auf die nächsten Wochen. Ich glaube, es war eine gute Idee, die Reise in Etappen zu planen. Wie war das doch...... " Vorfreude ist die schönste Freude!"...... Ich habe die Zeit der vergangenen Monate genutzt, um Geld zu verdienen. Außerdem konnte ich die gewonnenen Eindrücke verarbeiten und vertiefen. Die USA haben mich beeindruckt.

Nun, im Juli, sind die Tage länger, und ich werde das warme Wetter in Kanada genießen. Auch hoffe ich, bessere Laune zu haben, als in den letzten Tagen der US-Reise. Damals haben mich die Gedanken um meinen Vater zu sehr abgelenkt, als dass ich die Fahrt hätte genießen können. Ich war die letzten zwei Wochen gefahren, ohne viel nach rechts oder links zu schauen, wollte einfach nur ankommen. Später bemerkte ich dann, wie wenige Fotos ich in dieser Zeit gemacht hatte. Ich war einfach nicht bei der Sache.

Überpünktlich lande ich in Los Angeles, und auch der Weiterflug nach Vancouver liegt in der Zeit. Das ist ganz anders als bei der letzten Reise. Damals hatte ich den Eindruck, als gehe Vieles schon zu Anfang schief. Jetzt aber habe ich ein sehr gutes Gefühl, und die warme Jahreszeit wird hoffentlich helfen, schöne, bleibende Eindrücke zu gewinnen.

Frauke darf wieder Auto fahren und wird mich vom Flughafen abholen. Da ich zu früh ankomme, warte ich wieder draußen in dem kleinen Park vor dem Flughafengebäude. Im Sommer ist es richtig heiß hier in Vancouver und mit heruntergekurbeltem Fenster fahren wir schließlich gemeinsam nach Abbotsford.

Auf den Balkon hat meine Schwester einen kleinen Blumengarten angelegt.  In der Abendsonne sitzen wir dort und unterhalten uns über die kommenden Wochen.

23.07.2003

Heute will ich mit Frauke zusammen in die Stadt. Schon lange spielen wir mit dem Gedanken, meinen Eltern einen Computer zu schenken. Da wir durch große Distanzen getrennt leben, denken wir, dass das Internet eine gute Möglichkeit ist, miteinander zu kommunizieren. Schon seit Jahren hat meine Mutter großes Interesse daran, hat sich aber nie geschafft, den Gedanken an einen eigenen Computer in die Tat umzusetzen.

Da meine Schwester und ich morgen gemeinsam zu meinen Eltern fahren werden, wollen wir sie mit einem Computer überraschen. Nach einiger Suche finden wir ein preiswertes Modell und kaufen dieses.

Den letzten Hinterreifen für mein Motorrad hatte ich in Montana gekauft. Ich konnte mich nicht so richtig an ihn gewöhnen und spiele mit dem Gedanken, in Vancouver nach einem neuen zu suchen. Hier ist die Auswahl größer,  ich hoffe auch, einen besseren Preis zu bekommen, als in dem kleinen Städtchen Quesnel.

Nach ein paar Telefonaten habe ich einen Händler gefunden. Die Firma "ITC" ist eigentlich ein Reifengroßhändler, aber bei Barzahlung wird auch an privat verkauft. Am Telefon erfahre ich, dass man einen passenden Satz "Shinko Reifen" habe und dieser circa 195 kanadische Dollar kosten soll. Zwar kenne ich das Fabrikat nicht, aber angesichts des günstigen Preises kaufe ich sie doch. Ersatz- und Verschleißteile für Motorräder sind in Kanada wesentlich teurer als in Deutschland. Ein Satz Reifen eines Markenherstellers kostet um die 400 Dollar!  Auch nach 16.000 km ist mein Vorderreifen noch in Ordnung, aber ich werde ihn trotzdem wechseln, um auf der sicheren Seite zu sein.

Die großen Preisunterschiede überraschen mich immer wieder. Im alltäglichen Leben fällt das nicht so sehr auf, so sind Lebensmittelpreise ungefähr vergleichbar, aber alles Andere, so scheint es mir, unterscheidet sich gewaltig. Benzin ist zum Beispiel nur halb so teuer wie in Deutschland, das Telefonieren hingegen kostet ein Vielfaches. Auch die Versicherung für mein vergleichsweise kleines Motorrad ist in Kanada teuer. Ich zahle viermal so viel, als eine deutsche Versicherung kosten würde.

Wildrich Weltreise Kanada BC mein Vater beim angeln24.07.2003

Morgens um vier kann ich nicht mehr schlafen. Ich werde mich wohl nie an den Zeitunterschied gewöhnen, ständig passiert mir so was. Jetzt, im Sommer, dämmert es draußen schon und so wecke ich meine Schwester. Heute wollen wir gemeinsam nach Quesnel fahren, um unsere Eltern besuchen.

Schon um 6:00 Uhr sind wir unterwegs,  schaffen es vor dem Berufsverkehr aus der Stadt. Diesmal mit dem Auto, fahren wir wieder dieselbe Strecke nach Quesnel wie ich vor ein paar Monaten mit dem Motorrad. In dem kleinen Ort Boston Bar  halten wir in einem Restaurant und frühstücken. Abseits der großen Städte gibt es in Kanada Hausmannskost. Die Holzfäller und Trucker wollen das so! Da unterscheiden sich Kanada und die USA nicht besonders und so gibt es heute morgen auch für uns Bratwurst mit Spiegelei und Bratkartoffeln zum Frühstück.

Weiter geht es, ca. 600 km Richtung Norden. Während der achtstündigen Fahrt durch diesen Teil von British Columbia - erlaubte Hoechstgeschwindigkeit 100 Stundenkilometer -  wechseln wir uns häufig am Steuer ab. Fraukes Auto, ein Honda Accord, ist 17 Jahre alt und hat schon 270.000 km auf dem Tacho. Es ist eines dieser Fahrzeuge, die nicht klein zu kriegen sind. So weit ich das beurteilen kann, ist der Accord in einem ausgezeichneten Zustand. Wenn ich bedenke, dass er zwischenzeitlich zwei Jahre stillgelegt war, fährt er sich hervorragend. Schon oft wollte Frauke den Wagen verkaufen, konnte sich dann aber doch nicht dazu durchringen. Jetzt ist sie froh, es nicht getan zu haben, weiß sie doch, was sie hat.

Wir durchqueren heute verschiedene Landschaften. Zunächst verlassen wir das feuchte Klima der Küste in Richtung Gebirge. Später dann fahren wir entlang des großen Fraser River nach Norden durch Nadelwald. In der Gegend um Cache Creek wandelt sich die Landschaft wieder. Weites Grasland läßt die Vorstellung von Cowboys und ihren Rindern aufleben. Tatlächlich gibt es hier noch immer große Herden. Gegen Mittag essen wir in Williams Lake in einem kleinen chinesischen Buffet-Restaurant. Als wir schließlich am späten Nachmittag bei meinen Eltern ankommen, ist die Freude groß. Nur selten waren wir in den vergangenen Jahren alle zusammen und wenn, dann waren es oft keine erfreulichen Anlässe. Heute aber sind wir alle gesund und so freuen sich Frauke und ich, wieder Kind spielen zu Wildrich Weltreise leider nichts gefangen, aber Spaß gehabt.dürfen.

Während der Kofferraum ausgepackt und der mitgebrachte Computer bestaunt wird, hole ich mein Motorrad aus der Garage und schließe die Batterie wieder an. Nach drei Versuchen startet der Motor, schnurrt wie eine Nähmaschine.

In der wärmenden Sonne verbringen wir den Abend im Garten, essen Eis und reden über die Zeit, als Frauke und ich noch Kinder waren.

In Kanada werde ich immer wieder daran erinnert, welch' große Unterschiede es in der Luftqualität gibt. In Deutschland fällt mir das meistens nicht auf, aber schon ein paar Stunden hier reichen, um wahrzunehmen, wie gut die Luft doch ist. Der Wein, den wir trinken, macht müde, und früh gehe ich zu Bett.

25.07.2003

Heute wird mein Motorrad gewartet. Hier, im nördlichen Kanada, gibt es nur wenige Motorräder, dafür aber umso mehr Schneemobile. Da beides ein Saison-Geschäft ist, reparieren die Mechaniker sowohl als auch. Brian, ein schnauzbärtiger Kanadier mit Latzhose, freut sich über meine Kundschaft. Kein Problem, die mitgebrachten Reifen wird er mir gleich heute aufziehen. Auch einen Zigarettenanzünder und eine Art Motorschutzbügel soll ich bekommen. Alles keine große Aktion, am Nachmittag kann ich die KLR wieder abholen.

Später traue ich meinen Augen kaum. Brian hat ein wahres Meisterwerk vollbracht und an den Sturzbügel eine Fußauflage geschweißt. Ab heute kann ich wie ein Harley-Fahrer in lässiger Positur mit ausgestreckten Beinen unterwegs sein. Später befestigte ich noch ein Plastikrohr, in dem ich mein Kamerastativ unterbringe und es immer schnell zur Hand habe.

26.07.2003

Nach dem Frühstück fahren mein Vater und ich zum Angeln. Es gibt viele Seen hier und sie sind alle landschaftlich sehr schön , aber leider fangen wir nichts.

So sitzen wir abends bei unseren Freunden Uschi und Rex und grillen!

27.07.2003

Ich stehe früh auf und  plane die nächsten Tage, denn morgen soll es losgehen. Leider habe ich keine Zeit, länger zu bleiben. Das ist schade, denn ich fühle mich in Quesnel sehr wohl.

Wir fahren nach Barkerville, ich voraus mit dem Motorrad, die Familie  hinterher mit dem Auto. Meine Mutter fotografiert mich auf dem Motorrad in voller Fahrt, damit ich auch später den Beweis habe, hier gewesen zu sein.

Barkerville liegt ca. 8o km  östlich von Quesnel, mitten in den Bergen. Hier wurde um 1870 viel Gold gefunden. Damals glaubte man, dass dies die größte Stadt westlich von Chicago und nördlich  von San Francisco werden könnte, heute ist  der Ort ein Museumsdorf. Es ist kaum zu glauben, unter welchen Umständen die Goldgräber hier gearbeitet haben!

Wir halten bei "A&W" an, damit ich endlich einmal  wieder einen Burger essen kann. Später am Abend koche ich dann für meine Familie, es gibt mein Lieblingsgericht, Geschnetzeltes a la Thai. Ein letztes Mal sitzen wir Vier zusammen und reden, reden, reden............

28.07.2003

Die vergangenen Tage mit meiner Familie waren sehr schön, aber nun muss ich weiter. So fällt es schwer, Abschied zu nehmen, erst gegen 9 Uhr  fahre ich los. Es liegen etwa vier Wochen und 6.000 km Kanada Wildrich Weltreise Zeltplatz in den Rockies BC Kanadavor mir. Ich möchte mich nicht hetzen.

Zunächst geht es Richtung Norden, wieder auf dem Highway 97 wie im Okanagan, nach Prince George. Dort biege ich dann auf den Highway 16 ab, der den schönen Beinamen "Yellowhead Highway" trägt. Über eine Strecke von 275 Kilometer führt dieser entlang eines langen Tales mitten in die Wildnis. Zu meiner linken sehe ich die schneebedeckten Ausläufer der Rocky Mountains am Horizont, die ich am Abend erreichen will. Es gibt hier so gut wie keine Dörfer, und auf der geraden Straße muss ich mich vorsehen, um nicht die Konzentration zu verlieren. Nach etwa zwei Stunden sehe ich den ersten Bären meiner Reise. Es ist ein kapitaler Braunbär, der am Straßenrand in den Beerenbüschen hockt und sich den Wanst vollschlägt. Ich schalte den Motor aus, beobachte ihn aus sicherer Entfernung. Es ist schwierig, sich vorzustellen, wie gefährlich Bären sein können, wo sie doch so niedlich aussehen. Mit großer Nase und wuscheligem Pelz sitzt er breitbeinig im Gebüsch und nimmt mich scheinbar nicht wahr. Zu sehr ist er mit den süßen Beeren beschäftigt, die um diese Jahreszeit in rauen Mengen vorhanden sind. Mit seinem Wildrich Weltreise BC Mount Robson Nationalparkgroßen Maul pflückt er sie direkt vom Geäst.

Heute ist ein warmer Sommertag, und in den Bergen blühen wilde Blumen. Die Straße folgt jetzt einem Fluss, an dessen Ufer sich über die Jahre große Kieselsteine abgelagert haben. Der Wind rauscht durch die Bäume, ab und an kreuzt ein Reh die Straße. Ich bin gewarnt und drossle meine Geschwindigkeit. Es gibt nur wenig Verkehr hier im Norden. Allerdings sind verhältnismäßig viele Wohnmobile unterwegs, die bei Touristen sehr beliebt sind. Auf einem kleinen Parkplatz fällt mir auf, dass viele asiatische Besucher Kanada bereisen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert.

Sicherlich wollen sie auch in die Rockies, deren Ausläufern ich schon den ganzen Tag gefolgt bin. Ich komme jetzt dem Gebirge immer näher. Die Farbe der Berge wandelt sich von einem grau-blau zu grün, als ich sie schließlich erreiche. Sie sind tatsächlich so schön wie ich es von meiner Kindheit her in Erinnerung hatte. Eine wilde, schneebedeckte Bergwelt, ohne Almen und Dörfer, dafür ursprünglich. Es gibt hier unangetastete Naturreservate und Großwild.

Neben dem Motorrad ist das Wohnmobil sicherlich die beste Möglichkeit, Kanada zu bereisen. Die großen Distanzen kann man so relativ komfortabel zurücklegen, und am Ziel angekommen, hat man gleich seinen gesamten Hausrat dabei. Wild campen wird nicht gerne gesehen, ist aber auch nicht notwendig. Die gut ausgestatteten Campingplätze der Provinzregierung sind sehr zahlreich,  zudem recht preiswert sind und liegen oft in besonders schönen Gegenden an Flüssen oder Seen.

Später gegen Mittag erreiche ich einen solchen Platz. Der "Robson Maedows Campground" bietet für 17 Dollar ruhige Plätze unter großen Fichten. Ausgestattet mit Feuerstelle und Brennholz liegen die einzelnen Parzellen weit von einander getrennt. Es gibt Duschhäuser, fließend Wasser, Toiletten und Telefon. Wie auf vielen größeren Campgrounds, so gibt es auch hier die Möglichkeit, an geführten Wildrich Weltreise Kanada BCWanderungen oder Vorträgen teilzunehmen.

Ich bin das Fahren nicht mehr gewöhnt und genehmige mir einen Mittagsschlaf im Zelt. Die Ruhe hier ist himmlisch. Später laufe ich ein wenig durch den Park, der sehr schön gelegen, an einem Fluss zu Fuße des schneebedeckten Mount Robson liegt. Wieder zurück, unterhalte mich mit meinen Zelt-Nachbarn. Eine Familie aus Edmonton verbringt ein verlängertes Wochenende im Park. Sie angeln und wandern, erfreuen sich an der Natur und der guten Luft, bevor sie übermorgen wieder im Büro sitzen und das nächste Wochenende herbei sehnen, an dem es wieder raus geht.

Anders als die Deutschen, haben Kanadier wesentlich weniger Urlaub zur Verfügung. So nutzen sie oft das Wochenende, um mit Kind und Kegel hinaus in die Natur zu fahren. Sie angeln oder jagen, fahren im Winter Schneemobil oder Ski und erfreuen sich ihrer Umgebung. So ist dann auch die Lebensqualität eine andere als in Europa. Ursprünglicher und nicht so kulturbezogen, fühlen sich Kanadier oft in den Wäldern und Bergen zu Hause.

Ich höre auch deutsche Stimmen auf dem Platz. Schon seit vielen Jahren reisen vor allem deutsche Touristen mit Wohnmobilen durch das Land. Beliebt sind die Berge und Seen und so mancher Urlauber spielt mit dem Gedanken, später auszuwandern. Ich weiß das, weil es Wildrich Weltreisemeinem Vater nicht anders ging.

Die großen Fichten werfen lange Schatten, es wird schnell kühl hier im Gebirge. Bis spät in die Nacht sitze ich am Lagerfeuer und grille über der Holzglut Würstchen. Ich habe gelernt, dass es bei meiner Art zu reisen oft auf Kleinigkeiten ankommt. Das Gläschen Senf, das ich schon seit Monaten mit mir herum schleppe, lässt mein einfaches Abendessen zu einem Genuss werden. Ich röste Brötchen, klemme die Würstchen dazwischen und bestreiche sie mit Senf. Nach ein paar Dosen Bier ziehe ich mich ins Zelt zurüWildrich Weltreise Mount Robson, BC Kanadack und gehe schlafen.

29.07.2003

Ich habe sehr gut geschlafen letzte Nacht. Das aufblasbare Kopfkissen für fünf Euro hat sich bewährt. So nach und nach finde ich heraus, was auf einer Motorradreise wirklich wichtig ist. Eine gute Mütze Schlaf gehört dazu - und dazu brauche ich ein Kopfkissen!

Früh am Morgen ist es noch kalt, als ich zum Duschhaus gehe. Hier gibt es eine kleine Schlange, ich reihe  mich hinten ein und warte eine Viertelstunde. Direkt vor mir unterhält sich ein deutsches Pärchen, offensichtlich Touristen, über die Zustände in Kanada. Sie sind angenehm überrascht von der Offenheit und Freundlichkeit der kanadischen Bevölkerung.

Vor der Einfahrt zum "Mount Robson Provincial Park“ gibt es eine Tankstelle mit angeschlossenem Restaurant. Das Frühstück ist nichts besonderes schmackhaft, aber der Blick auf die Berge entschädigt für das durchschnittliche Essen. Der Mount Robson ist mit fast 4.000 m ein steinerner Koloss in den ohnehin schon mächtigen Rocky Mountains. Aus meinem Reiseführer geht hervor, dass die Spitze meistens in Wolken gehüllt ist. Ich habe heute Glück, denn der strahlend blaue Himmel gibt die Sicht auf den schneebedeckten Gipfel frei.

Nach wenigen Kilometern Fahrt durch die spektakuläre Bergwelt halte ich an einem der vielen Gebirgsseen. Er ist glasklar und liegt, umgeben von Wald, auf etwa 1100 m Höhe. Gerade mache ich ein paar Fotos, da kommt ein Fahrradfahrer mit Anhänger neben meinem Motorrad zum Stehen.

Ich sehe viele schwer beladene Fahrräder in diesen Tagen. Gestern zum Beispiel war eine Gruppe Schweizer unterwegs, um gemeinsam die etwa 2.000 km von Vancouver bis Edmonton zurückzulegen.

Wildrich Weltreise noch ein BikerHeute aber ist es ein einzelner Radfahrer, den ich treffe und ich spreche ihn an. Sein Name ist Peter, er ist Tscheche. Er berichtet, dass er schon drei Jahre illegal in der Provinz Alberta wohnt, den Winter über arbeitet, um im Sommer das Land zu erkunden. Letztes Jahr hat er es mit dem Fahrrad bis nach Alaska geschafft. Die vielen Aufkleber an seinem Gespann sind Zeugen seiner wahrgewordenen Träume. In etwa einem Jahr wird er vier Jahre in Kanada sein und die kanadische Staatsbürgerschaft beantragen. Er ist sich ganz sicher, sie zu bekommen. Dass er illegal im Land sei, spiele keine Rolle...........

Schließlich fahre ich weiter und erreiche am Vormittag die Grenze zum weltbekannten Jasper Nationalpark und damit auch die Provinz Alberta. Da ich den Park nur durchfahre und nicht über Nacht bleiben will, muss ich nichts zahlen. Mir ist schon früher aufgefallen, dass man hier im Gegensatz zu Deutschland an die Ehrlichkeit des Einzelnen vertraut. Niemand überprüft, ob ich den Park heute auch wirklich wieder verlasse, man glaubt mir einfach.

Wildrich Weltreise Peter aus Tschechien ist unterwegs durch KanadaVom Highway 16 aus genießt man einen herrlichen Blick auf die Rockies. Das Tal, das ich durchfahre, ist breit genug, um eine gute Sicht auf die Berge freizugeben. Hier auf dieser Höhe gibt es nur vereinzelt Tannen, der Wald ist nicht sehr dicht und so hat man reichlich Möglichkeiten, Wild zu beobachten. Ich sehe auch viele Greifvögel an diesem Tag. Sie kreisen hoch über mir in der Thermik.

Gegen Mittag erreiche ich das Städtchen Jasper und halte an einer Tankstelle, um in der Hitze eine Rast einzulegen. Ich bin erfreut, auf dem Parkplatz eine zweite Kawasaki KLR zu sehen, deren Besitzer mich überrascht anlächelt. Mike freut sich gleich doppelt, mich zu sehen, erstens weil wir die gleichen Motorräder fahren, und zweitens, weil er seit heute alleine unterwegs ist und sich nach einem Gesprächspartner sehnt.Wildrich Weltreise KLR Fahrer unter sich

Ich kann das gut nachvollziehen, auch ich war in den letzten Tagen ein wenig einsam. Mike war bis heute Morgen mit seinem Schwager unterwegs, aber dieser hat nicht genug Zeit, um es bis nach Alaska zu schaffen. So muss Mike jetzt solo weiterfahren und ist besorgt, weil seine Antriebskette nicht gut aussieht. Hier in den Bergen wird er keine Gelegenheit haben, sie zu wechseln. Wir reden über dies und das, kommen vom Hundertsten ins Tausendste, und bevor ich mich versehe, ist eine Stunde vergangen. Leider muss ich weiter, denn es liegen noch Wildrich Weltreise Jasper Nationalpark Kanada Alberta350 Kilometer vor mir.

Mein Ziel ist heute der große Lesser Slave Lake nördlich von Edmonton. An diesem See wohnt ein Freund von mir, den ich morgen früh besuchen möchte.

In Hinton gibt es ein Restaurant der Kette "Smitty's". Eigentlich nichts Besonderes, verbinde ich aber Kindheitserinnerung mit diesem Namen. Als meine Familie vor vielen Jahren nach Kanada einwanderte, gab es auch in unserer Nähe ein solches Restaurant. Damals wie heute habe ich ein Tomaten-Schinken-Sandwich bestellt.  Während ich auf das Essen warte, denke ich an die vergangene Zeit.

Über den jetzt vierspurigen Highway 16 geht es vorbei an kleinen Ortschaften wie Marlboro und Edson. In Alberta muss ich meine Uhr eine Stunde vorstellen, und so steht die Sonne schon ein wenig tief, als ich auf den Highway 32 abbiege und die letzten 200 Kilometer in Wildrich Weltreise Jasper Nationalpark , Alberta KanadaAngriff nehme.

Alberta ist eine verhältnismäßig reiche Provinz. Der Wohlstand ist hier direkt vom Ölpreis abhängig, und der Irak-Krieg trägt indirekt zum jetzigen Aufschwung bei. Es gibt keine Mehrwertsteuer, auch Benzin ist preiswerter als in der Nachbarprovinz British Columbia.

Entlang der Straße sehe ich in der Ferne die Bohrtürme, die das schwarze Gold ans Tageslicht fördern. Überall warnen Hinweise vor dem Verlassen der Straße, die hier leicht hügelig ist. Der Wald am Straßenrand ist Privatgrund, und in der Abendsonne grasen Rehe auf den Lichtungen.Wildrich Weltreise Jasper nationalpark Alberta, Kanada

Erst gegen 20 Uhr erreiche ich den See. Ich halte an einem kleinen Campingplatz. Mitten in der Woche bin ich der einzige Gast und kann mir für 13 Dollar einen Platz aussuchen. Sicherlich trägt der zähnefletschende Hund des Besitzers nicht zum Geschäftserfolg bei. Er knurrt und weicht den ganzen Abend nicht von meiner Seite.

Der See ist etwa 100 Kilometer lang und so breit, dass ich das andere Ufer nicht ausmachen kann. In der Abendstimmung gehe ich spazieren, genieße die Ruhe. Schwalben fliegen dicht über meinem Kopf den vielen Mücken hinterher. Bedeutet das für morgen gutes oder Wildrich Weltreise Zeltplatz am Slave Lakeschlechtes Wetter?

Zurück an meinem Platz, werfe ich den Spirituskocher an und koche eine Suppe. Auch kurz vor Mitternacht ist es noch nicht richtig dunkel., Ich liege  wach in meinem Zelt und betrachte durch das Moskitonetz hindurch das Panorama des ruhigen Sees. Dieser Ort wird wohl der nördlichste meiner Reise sein.

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