Kanada Mitte

30.07.2003

Es ist zwar erst 6:30, als ich aufwache, aber draußen ist es schon helllichter Tag. Die Sonne scheint direkt über meinem Zelt zu stehen. Schweißgebadet klettere ich aus meinem Schlafsack. Auf der anderen Seite des Moskitonetzes schwirren Hunderte der Plagegeister und warten nur darauf, sich auf mich zu stürzen. Dummerweise muss ich dringend auf Toilette.  So renne ich - wild um mich schlagend - über den Campingplatz. Sofort macht der grimmige Hund des Platzbesitzers Jagd auf mich, und nur die Tür des Toilettehäuschens rettet mich. Keine Frage, ich bin in der Wildnis!Wildrich Weltreise

In dem Zusammenhang muss ich daran denken, wie ich vor einigen Jahren mit meinem Vater zum Angeln war. Auch damals wimmelte es nur so von Mücken. Offensichtlich hatten sie es auf uns abgesehen. Auch das teure Schutzmittel konnte sie nicht stoppen. Wir begegneten einem anderen Angler, der völlig ruhig in einem Mückenschwarm saß und auf einen Biss wartete. Mein Vater sprach ihn darauf an, wie er das aushalten könne. Die Antwort: Er ignoriere die Mücken einfach. Das sei der einzig richtige Weg!

So mache ich es heute Morgen auch und steige etwa eine halbe Stunde später völlig zerstochen auf mein Motorrad. Die 40 Kilometer entlang des Sees bis zum Haus meines Freundes fahre ich vorbei an Farmen und Weiden. Im Morgenlicht glitzert der Tau auf dem Gras, ein Pferd läuft auf einer großen Wiese mit meinem Motorrad ein Wettrennen.Wildrich Weltreise das sind die Ausläufer der Rockies

Mein Freund Corey wartet vor seinem Haus auf mich. Unsere Freude ist groß, haben wir uns doch schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Gemeinsam sind wir auf die High School gegangen, und trotz der großen räumlichen Distanz zwischen uns haben wir uns nicht aus den Augen verloren. Corey wohnt abgelegen am Ostende des Sees, etwa 200 Kilometer von der nächsten großen Stadt entfernt. In einem Sägewerk schärft er spezielle Messer. In seiner Freizeit spielt er im Sommer Golf, im Winter fährt er mit einem Schneemobil und erfüllt auch sonst die meisten Klischees, die Europäer über Kanadier haben.

Leider haben wir heute nur sehr wenig Zeit füreinander. Vier Stunden müssen reichen, und so machten wir uns gleich auf den Weg, um gemeinsam zu frühstücken. Wir reden über die letzten Jahre unserer Schulzeit, die wir beide sehr genossen haben. Später dann bin ich nach Deutschland gegangen und Corey eben in den Norden, um im Wald seinen Wildrich Weltreise mein Freund Corey in Aberta. Wir sind gemeinsam in die Schule gegangen. Das ist laaaange her.Lebensunterhalt zu verdienen.

Seitdem ist er mehr oder weniger solo und lebt mit seinem Bruder zusammen in einem kleinen Haus. Eine Frau gibt es in seinem Leben zur Zeit nicht. Es ist schwierig hier im Norden, Frauen kennen zu lernen, denn die meisten Jobs in den Ölfeldern oder der Holzindustrie sind Männerarbeit.

Er berichtet, dass es in den langen Wintermonaten große, soziale Probleme gibt. Alkoholismus sei an der Tagesordnung, es gebe auch Drogenmissbrauch. Sicherlich wäre das anders, wenn es mehr Frauen gäbe und man Familien gründen könnte. Corey hat das Glück, dass mehrere seiner Geschwister in seinem unmittelbaren Umkreis leben, und er genießt die Geborgenheit der Familie.

Coreys ganzer Stolz ist ein schneller, roter Chevy. Mit quietschende Reifen rasen wir durch das Dorf und fahren raus zum See. In den letzten drei Jahren hat sich in der Gemeinde Slave Lake Einiges zum Vorteil verändert. Der Ölreichtum bescherte ein öffentliches Bade- und Saunazentrum sowie ein Fitnessstudio und die große Bücherei.

Leider hat Corey sich heute nicht frei nehmen können.  So verlasse ich ihn gegen 12 Uhr und fahre auf dem Highway 2 in Richtung Osten. Über 100 Kilometer führt die Straße durch einen ehemaligen Wald. Vor ein paar Jahren gab es hier ein großes Feuer -  die übrig gebliebenen schwarzen Baumstämme ragen wie Zahnstocher aus dem Boden. Es ist ein trostloser AnblickWildrich Weltreise nach einem Waldbrand in Alberta

In diesem Jahr gibt es in Nordamerika besonders viele Waldbrände. Oft nehmen diese solche Ausmaße an, dass eine Kontrolle unmöglich ist. So erfahre ich aus der Zeitung, dass ich gestern gerade noch rechtzeitig durch den Jasper Nationalpark gekommen bin. Nach mir wurde die Straße wegen eines Waldbrandes gesperrt. Das Feuer war so groß, dass man sogar im deutschen Fernsehen davon berichtet hat.

Ich habe jetzt auch die letzten Ausläufer der Berge hinter mir gelassen und durchfahre die nächsten Tage die kanadische Prärie. Die Distanzen zwischen den einzelnen Ortschaften nehmen zu; aber auch hier oben im Norden gibt es Menschen. Oft leben sie schon seit Generationen in diesem Gebiet, sind verwurzelt mit dem Land, das sie als Farmer oder Rancher bewirtschaften.

Mir fällt auf, wie viele verschiedene Insekten es gibt. Nicht nur die bekannten Mücken, sondern auch Grasshüpfer sind dieses Jahr eine Plage. Zu Millionen fallen sie über das Land her und vernichten die Ernte. Wildrich Weltreise kein Verkehr und immer gerade aus.

In einem staatlichen Spirituosengeschäft kaufe ich ein. Alkoholische Getränke werden in Kanada nur reguliert verkauft und sind deshalb, ähnlich wie in Skandinavien, verhältnismäßig teuer. Ich bin überrascht, wie heiß es hier oben im Norden ist und beschließe, am Abend meinen Durst mit Bier zu löschen.

Über Lac La Biche erreiche ich am späten Nachmittag die Stadt Cold Lake an der Grenze zu Saskatchewan. In der Nähe gibt es einen Flughafen der kanadischen Luftwaffe, und da Ferien sind, ist der Campingplatz am See ziemlich voll. Soldaten und deren Familien verbringen hier ein paar Tage in der Natur.

Die Parkaufsicht hat ein Ehepaar, das auch einige Jahre in Deutschland gelebt hat. Immer wieder treffen ich auf Kanadier, die ein paar Jahre ihrer Jugend in Süddeutschland verbracht haben. So werde ich dann auch hier freundlich mit gebrochenem Deutsch empfangen. Man weist mir einen Platz zu und informiert mich über eine Bärin mit Jungen, die nachts  den Campingplatz heimsucht. Ich solle keine Lebensmittel liegen lassen, vor Wildrich Weltreise das Bild ist gestellt, ich fahre nicht. Gut, gell?!allem aber auch keine mit ins Zelt nehmen!

Nur selten kommen europäische Touristen bis nach Cold Lake. Es sind eher Einheimische, die hier - weit entfernt von großen Städten - ihre Ferien verbringen. Dass ich quer durch Kanada bis nach Toronto fahren will, wundert in Kanada niemanden. Große Distanzen ist man gewöhnt, Strecken von mehreren 1.000 km sind in diesem Land keine Seltenheit.

Ein wenig abseits richte ich mich ein. Umgeben von großen Wohnmobilen komme ich mir recht verloren vor. Das ändert sich aber schnell, denn sofort ist mein Nachbar zur Stelle und hilft beim Zeltaufbau. Mein Helfer ist ein elfjährige Junge, der einen Narren an meinem Motorrad gefressen hat. Er selber habe auch eine Cross-Maschine, aber die sei viel kleiner als meine. Eine 650-er ist schon ganz was Besonderes. So verbringe ich eine Stunde damit, von meinen Heldentaten als Motorradfahrer zu berichten und gebe Geschichten über Beinahe-Unfälle und ähnliche Heldentaten zum Besten.Wildrich Weltreise tankstelle im norden Albertas

Reden macht durstig und nach etlichen Dosen Bier verstaue ich meine Essensvorräte in einem Baum und krieche ziemlich betrunken in mein Zelt.

31.07.2003

Ich kann nicht schlafen, träume wirres Zeug. Der Alkohol wirkt, und gerade spiele ich mit dem Gedanken, zur Toilette zu gehen, da vernehme ich hinter mir ein tiefes, drohendes Knurren.

Völlig gelähmt weiß ich nicht, was ich tun soll. Es ist die Bärin, keine Frage! Vorsichtig taste ich im Halbschlaf nach meiner Machete, kann sie aber nicht finden. Geschockt erinnere ich mich daran, dass ich sie ausgerechnet heute vor dem Zelt habe liegen lassen. Oh, mein Gott, was soll ich tun? Benebelt durch das viele Bier kann ich nur schwer aufwachen und muss mich zwingen, Ruhe zu bewahren. Wieder grollt es hinter mir, diesmal noch böser als zuvor!

Ich erschrecke mich zu Tode und wache schließlich schweißgebadet auf. Wildrich Weltreise das Land ist sehr trochen in diesem Jahr, und es gibt eine GrasshüpferplageWelch ein Albtraum -  nie wieder Alkohol!

Die Nacht hat mich mitgenommen. Ich brauche einige Tassen Kaffee, um wieder zur Ruhe zu kommen und meinen Kater zu bewältigen. "Tim Horton" ist eine kanadische Institution. Als bekannter Eishockeyspieler hatte Tim nach seiner Karriere einer Restaurantkette seinen Namen gegeben, deren Geschäfte man überall in Kanada findet. Anders als in vielen amerikanischen Restaurants gibt es hier neben den ungesunden, aber leckeren Doughnuts auch frische Sandwiches und gute Suppen. Ich verbringe den Morgen auf der Terrasse, lese Zeitung und unterhalte mich mit einem Gast.

Der ältere Mann ist Stammkunde; er fragte mich nach meiner Reise. Er gibt viele Tipps für Saskatchewan, die nächste Provinz, deren Grenze nicht weit entfernt ist. So wie man in Deutschland über Ostfriesen witzelt, müssen in Kanada die Bewohner Saskatchewans als Lachnummern herhalten. Es ist eine sehr spärlich besiedelte Provinz, ich höre von vielen Seiten, dass man dort nicht mit der Zeit geht.........

Auch in Kanada kann man in den Büchereien umsonst im Internet surfen. Früh am Morgen freut sich die Bibliothekarin über meinen Besuch und gibt mir Straßenkarten und einen Reiseführer gratis mit auf den Weg.Wildrich Weltreise kline Ortschaft in Saskatchewan

Auf geht es nach Saskatchewan! Tatsächlich merke ich sofort, dass die Straßen in einem schlechteren Zustand sind, als in anderen kanadischen Provinzen. Die wenigen Steuereinnahmen reichen anscheinend nicht aus, um die Straßen zwischen den Städten in einem guten Zustand zu halten.

Es geht über viele 100 Kilometer immer gerade aus. Die eintönige Landschaft erinnert mich zunehmend an die Ukraine mit großen Weizenfeldern und Wiesen. Über viele Kilometer erstrecken sich diese bis an den Horizont. Nur sehr selten sehe ich Verkehr auf der Straße und Behausungen gibt es so gut wie gar nicht.

Die Grashüpferplage ist hier noch schlimmer als in Alberta. Ich fahre mit geschlossenem Visier, zu Hunderten prallen die Insekten von meinem Motorrad und mir ab. Zeitweilig mache ich mir Sorgen um meinen Kühler, denn er ist von Insektenkadavern völlig verstopft. In Meadow Lake verbringen ich eine knappe Stunde damit, die Viecher wieder los zu werden. Der Tankwart rät mir zu einem Umweg. Auch hier wütet ganz in der Nähe ein Waldbrand, den ich lieber großräumig umfahren soll. Es sei ein Risiko, auf meinem Motorrad durch den beißenden Rauch zu fahren. Außerdem, so sagt er, könne es passieren, dass die Feuerwehr die Straße sperrt.

Auf den letzten 200 Kilometern bis nach Prince Albert habe ich mich schon an die ewigen Luftangriffe gewöhnt. Wie eine Massage fühlt es sich an, wenn die widerspenstigen Monster auf mich prallen. Ich blickte durch eine kleine, saubere Ecke des Visiers gebannt auf das Gemetzel vor mir.

Wildrich WeltreiseNach 89 Kilometern ist im winzigen Städtchen Glaslyn wieder eine Reinigung vonnöten. Außerdem muss ich dringend meine Kette nachspannen. Schon seit ein paar Tagen macht sie mir Sorgen. Erst ein paar tausend Kilometer alt, zeigt sie schon große Verschleißerscheinungen. Der Mechaniker einer kleinen Werkstatt leiht mir Werkzeug und schlägt vor, zum Mittag in ein nahegelegenes Café zu gehen. Dort ist um diese Zeit die halbe Stadt versammelt. Das Ambiente aus den fünfziger Jahren passt zu dem Ort, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Hier leben in erster Linie Farmer - schmutzige Stiefel und Latzhosen zeugen von hart arbeitenden Menschen. Für wenig Geld bekomme ich Kaffee und ein Eiersalatsandwich.

Auch in der Stadt Prince Albert gibt es einen kleinen Campingplatz am Rande der Stadt in einem Wald, aber er macht nicht viel her. Ganz untypisch für Kanada, ist er schmutzig und heruntergekommen. Aber ich bin nicht wählerisch, will Geld sparen und verzichtet deshalb auf ein Hotelzimmer. Ohnehin ist das Wetter seit meiner Abreise aus Quesnel hervorragend. Tagestemperaturen zwischen 25 und 30 Grad machen das Motorradfahren zu einer Freude.

Prince Albert ist Verwaltungszentrum Nord-Saskatchewans und ein Tor zur Wildnis. Dies bedarf einer kurzen Erklärung:

Ich befinde mich etwa 600 Kilometer nördlich der Grenze zu Amerika. Man spricht hier zwar schon vom Norden Kanadas, aber das beinhaltet natürlich auch die großen Gebiete jenseits der Straßen oder Siedlungen bis zum Nordpol. Kanada ist flächenmäßig das zweitgrößte Land der Erde und erstreckt sich in seiner Nord-Süd Ausrichtung über 3.000 Kilometer. Der größte Teil davon ist nur spärlich besiedelt. Ein weiterer Superlativ ist Wildrich Weltreise meine Kette macht mir Sorgen, ständig muß ich nachspannendie Küste, sie beträgt 202.080 Kilometer!

Die Grenze zwischen den USA und Kanada ist mit 9.000 Kilometern die längste unbefestigte der Welt. Erst in letzter Zeit hat es - durch die Ereignisse im Jahre 2001 und die unterschiedlichen Meinungen in Sachen Irak-Krieg - Spannungen an dieser Grenze gegeben. Früher war der Grenzverkehr relativ ungezwungen und unbürokratisch, aber seit dem 11. September und vor allem der Weigerung Kanadas, sich an den Waffenhandlungen im Nahen Osten zu beteiligen, hat sich dies geändert. Jetzt brauchen Kanadier Reisepässe, um in die USA zu reisen, und ihre Fahrzeuge werden an der Grenze fotografiert. Es werden Strafzölle auf kanadische Produkte erhoben und es Wildrich Weltreise eine verlassene Farm in Saskatchewangibt jetzt eine Vielzahl kleinerer und großer Schikanen.

Vor allem die Unterschiede in der Mentalität beider Völker treten heute mehr zu Tage als zuvor. So fällt mir im Vergleich zu den USA auf, wie stark hier der Krieg kritisiert wird. Auch die liberalen kanadischen Gesetzgebungen in Sachen Eheschließung homosexueller Paare oder Drogenpolitik führten jüngst zu Konflikten. So sind viele Kanadier in letzter Zeit nicht gut auf ihren mächtigen konservativen Nachbarn im Süden zu sprechen. Vielleicht hat man sogar ein bisschen Angst davor, seine eigene Identität zu verlieren. Angesichts der starken amerikanischen Einflüsse durch Medien und Politik rückt die kanadische Bevölkerung enger zusammen.

Das verwundert ein wenig, denn es war nicht immer so. Noch vor einigen Jahren gab es Bestrebungen der französischsprachigen Bevölkerung Quebecs, sich abzuspalten. Man fühlte sich nicht zugehörig zum restlichen Kanada und wünschte sich einen eigenen Staat.

Heute gibt es wieder über einem Holzfeuer gegrillte Würstchen und ein Bier. Ich bin völlig entspannt und nehme mir vor, mich heute Nacht weder Wildrich Weltreise Zeltplatz im Norden. Es wird nicht richtig dunkelvon Bären noch anderen Ablenkungen stören zu lassen.

01.08.2003

Um 8 Uhr weckt mich Vogelgezwitscher. Vor dem Zelt hoppelt ein kleines Eichhörnchen umher und sucht sich sein Frühstück. Ich bleibe ganz ruhig in meinem Schlafsack liegen, beobachte es eine Weile. Mutig kletterte es erst auf mein Motorrad und dann quer über den Picknicktisch. Dann plötzlich fühlt es sich gestört und verschwindet auf einem Baum.

Der Zeltabbau ist längst zur Routine geworden. Ich brauche etwa eine Minute dafür und das ist weitaus weniger als zu Beginn der Reise. Ich bin überrascht, wie behaglich es in meiner einfachen Behausung ist. Anders als in Deutschland, schlafe ich hier draußen in der Natur tief und fest.

Pünktlich um 9 Uhr betrete ich die örtliche Bücherei, um über das Internet Freunden und Verwandten zu schreiben. Der freundliche Mitarbeiter zeigt mir in einem Atlas eine schöne Motorrad-Route. Er ist Hobby-Fotograf und kennt sich in der Landschaft und der Geschichte Saskatchewans gut aus. Eine Weile später sitze ich, bewaffnet mit Karten und Tipps, wieder auf meinem Motorrad und fahre Richtung Süden.

Das Land ist flach, ich kann ringsum bis zum Horizont sehen. Die kleinen Dörfer liegen ca. 20 bis 30 km voneinander entfernt, und zwischen ihnen dehnen sich landwirtschaftliche Flächen aus. Es wird vorwiegend Weizen und Raps angebaut. Orthodoxe Kirchen geben einen Hinweis darauf, aus welchen Gegenden Europas die Einwanderer in diesem Teil Kanadas stammten.Wildrich Weltreise das weite Saskatchewan

Über einen kleinen Highway erreiche ich gegen Mittag die "Batoche Historical Site". Die Volksgruppe der "Meti" - eine Mischung aus französischen Einwanderern und kanadischen Indianern - ließ sich hier vor etwa 150 Jahren nieder. Noch immer streben sie eine autonome Region an und man sieht ihre blau-weißen Flaggen ab und an in Vorgärten stehen. Von den kanadischen Behörden gejagt, kam es hier im Winter 1885 zu einem letzten Aufbäumen des Meti-Anführers Louis Riel gegen die kanadische Polizei.

Als junges Land ist Kanada stolz auf seine geschichtliche Vergangenheit. Heute werden Minderheiten hier besser als in vielen anderen Ländern integriert, aber man ist ehrlich genug, zuzugeben, dass es nicht immer so war. Auch dies ist ein Gegensatz zu den USA. Erst vor wenigen Jahren haben die kanadischen "Inuit" (die Bezeichnung Eskimo wird als abwertend befunden) ein eigenes autonomes Territorium bekommen: "Nunavut“. Nunavut ist etwa so groß wie West-Europa mit ca. 29.000 Einwohnern. Es gibt Radio- und Fernsehprogramme auch in "Inuktitut", einer der Landessprachen.

Nach einem Rundgang durch das Museumsdorf fahre ich am frühen Nachmittag weiter in Richtung Osten. Der gut ausgebaute Highway ist wenig befahren. Über eine Strecke von 300 km geht es ohne Kurven immer geradeaus. Mit 120 Stundenkilometern jage ich durch die Felder. So flach ist das Land hier, dass man sogar die  Erdkrümmung wahrnehmen kann. Die Getreidesspeicher, für die Saskatchewan so berühmt ist, erscheinen als kleine Punkte am Horizont und wachsen dann, je näher ich komme. Sie liegen ca. 30 km voneinander entfernt und sind in der eintönigen Wildrich WeltreiseLandschaft eine willkommene Abwechslung.

Auch heute ist es wieder heiß, aber langsam nimmt die Grasshüpferplage ab. Ich halte oft an, um zu trinken und Fotos zu machen. Vor meiner Reise wurde ich gewarnt, dass die kanadische Prärie sehr langweilig sei. Ich kann das überhaupt nicht sagen. Der blaue Himmel mit seinen Schäfchenwolken gibt ein sehr schönes Bild ab. Rings um mich herum kann ich das Wetter beobachten. Ab und zu geht irgendwo ein Gewitter nieder, dann gibt es einen Regenbogen, und die Luft riecht nach Schwefel. Ständig ändere ich meine Geschwindigkeit und die Route, um dem Regen zu entkommen. Ich schaffe es auch -  nicht einen Tropfen bekomme ich ab.

Heute fahre ich 500 km und als ich spät am Abend das kleine Städtchen Kamsack erreiche, sieht es aus, als würde ich doch noch einen Schauer abbekommen. Da ich in den letzten Tagen viel Geld gespart habe, nehme ich mir ein Motelzimmer. Die Besitzerin ist sehr freundlich, wundert sich aber über meinen Besuch. Touristen gebe es hier so gut wie keine, diese fahren in erster Linie den Trans-Kanada-Highway, der weiter südlich durch das Land führt und die Hauptverbindungsstraße des Landes vom Pazifik bis zum Atlantik ist.

Im Motel gibt es einen Fernseher, und zum ersten Mal seit vielen Tagen nehme ich wahr, was in der Welt so alles passiert. Noch immer ist Krieg im Irak, und die Waldbrände in Nordamerika sind nicht unter Kontrolle zu kriegen.

Der Fernseher bringt aber nicht nur schlechte Nachrichten. Selbst hier, im abgelegenen Saskatchewan, bekomme ich heute ein erstklassiges Kulturprogramm. Ein Konzert der irischen Rockgruppe U2 wird life im Fernsehen übertragen.

Wildrich Weltreise Kirche in Saskatchewan02.08.2003

Meine Wäsche dreht sich in der Waschmaschine des Motels, als ich mich auf den Weg in die kleine Stadt mache. Zu Fuß laufe ich über die Hauptstraße von Kamsack. Außerhalb der großen Städte Nordamerikas hat sich relativ wenig verändert. Die Globalisierung der Wirtschaft hat in der Provinz noch nicht das Ausmaß angenommen, dass ich aus Vancouver oder Los Angeles kenne.

Die Familienbetriebe hier sind alteingesessen, die Jahreszahlen über den Ladentüren zeugen davon. Hausfrauen sind unterwegs zum Einkaufen und unterhalten sich auf dem Bürgersteig. Offensichtlich kennt man sich hier. Es gibt eine Kirche, ein Postamt, die Bahn und eine Polizeistation, dazu zwei Supermärkte, die Bücherei und auch ein kleines Krankenhaus. Der Winter in der Prärie ist sehr streng, und die Menschen sind mehrere Monate im Jahr auf sich selber angewiesen. Ein ganz eigener Menschenschlag ist das.

Im einzigen Modegeschäfte der Stadt liegt funktionelle Kleidung in der Auslage. Jeans, Flanellhemden, T-Shirts und Arbeitskleidung. Auf modischen Schnickschnack legte man anscheinend nicht so großen Wert. Dennoch gibt es Statussymbole. Die in Amerika überall zu sehenden Pickup-Trucks sind hier auf dem Land noch größer als anderswo. Ausgestattet mit verchromten Felgen und lauten Stereoanlagen fahren sie durch die Straßen.

Es ist heute wieder Zeit für eine Motorradwäsche. Ich hoffe, die Grashüpferschwärme endlich hinter mir zu haben und entferne mit einem Hochdruck-Reiniger die "Ausbeute" der letzten 1.000 km.

Dann ist auch meine Wäsche trocken, und ich mache mich auf den Weg in die nächste Provinz. Heute fahre ich nur etwa 200 Kilometer bis in den "Riding Mountain National Park". Zunächst geht es aber über die Grenze nach Manitoba. Auch hier sehe ich noch viele Getreidespeicher. Von einer Kellnerin erfahre ich aber, dass es bei Weitem nicht mehr so viele sind wie früher. Nach und nach werden sie abgerissen und verschwinden aus der Landschaft. Die Landwirte und Genossenschaften verkaufen ihr Getreide oft schon vor der Ernte, es wird dann sofort mit der Eisenbahn Wildrich Weltreiseabtransportiert. Somit gibt es keinen Grund mehr für die großen Zwischenlager.

In Roblin ist es wieder Zeit für einen Kaffee. An der Zapfsäule spricht mich eine Frau an, die mein Nummernschild erkannt hat. Wo ich denn hin wolle, möchte sie wissen. Ich berichte ein wenig vor meiner Reise und als ich erwähne, dass ich in Deutschland wohne, freut sie sich. Sie kommt aus Celle, sagt sie. Als Achtzehnjährige sei sie vor langer Zeit ausgewandert und nie wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Erst jetzt, seit sie in Rente ist und die Kinder aus dem Haus sind, spielt sie mit dem Gedanken, die alte Heimat und Verwandtschaft zu besuchen. Es wäre die erste große Reise seit vielen Jahren, und sie möchte ein paar Ratschläge von mir.

Als ich wieder unterwegs bin, sehe ich im Rückspiegel, dass ein Koffer kurz davor ist, vom Gepäckträger zu fliegen. Im letzten Augenblick halte Wildrich Weltreiseich an und stelle fest, dass die Aufhängung defekt ist.

Der Riding Mountain Park hat einen Durchmesser von etwa 100 Kilometern. Es gibt einen See, viel Laubwald und einen großen Campingplatz. Obwohl heute Samstag ist, habe ich das Glück, noch einen geeigneten Zeltplatz zu bekommen. Ich habe ihn morgens telefonisch reserviert, das war auch gut so. An der Rezeption gibt man mir einen Lageplan und Broschüren. Mein Zeltplatz mit der Nummer "498" liegt mittendrin und ich brauche eine Viertelstunde, um ihn zu finden.

Große Gruppen von Teenagern, die offensichtlich vor ihren Eltern geflüchtet sind, um Feten zu feiern, belagern den Park. Sicherlich wird es keine ruhige Nacht. Nach einem Spaziergang durch den Wald  lasse ich mich mit einer Tasse Kaffee auf meinem Faltstuhl nieder und beobachte meine Nachbarn.

Unmittelbar rechts neben mir ist gerade eine Familie angekommen. Der Vater versucht, zwei große Zelte aufzubauen. Nach einer halben Stunde gibt er frustriert auf und zwei Frauen übernehmen diesen Job. Auch sie haben keinen Erfolg und gerade, als ich mit dem Gedanken spiele, meine Hilfe anzubieten, fällt den Erwachsenen auf, dass ihnen ein Baby abhanden gekommen ist. Mit panischem Geschrei laufen sie wild gestikulierend in alle Richtungen und finden das Kleine schließlich im Auto wieder.

Links ist eine Gruppe 15 bis 17-jähriger Jungs dabei, zwei Mädchen zu imponieren. Aus den vielen leeren Bierdosen schließe ich, dass sie heute noch eine Menge Spaß haben werden.

Als schließlich die Sonne untergeht, komme ich mit einigen Mitgliedern der Großfamilie ins Gespräch. Der Vater war ein paar Jahre in Deutschland stationiert und gibt Soldatengeschichten zum Besten. Man ist um mein Wohl bemüht, tischt Steaks und Salate auf. Winnipeg liegt nicht weit entfernt und dort wohnen sie. Einmal im Jahr fahren sie in den Park, um ein Wochenende in der Natur zu verbringen. Das erklärt dann auch, warum der Zeltaufbau so schwierig war.

Ich zeigte Bilder von meiner Familie und der Reise, bis spät in die Nacht unterhalten wir uns über Gott und die Welt. Als ich schließlich in mein Schlafsack schlüpfe, fällt mir auf, dass die Teenager links neben mir keinen Mucks von sich geben. Offensichtlich sind sie keinen Alkohol gewöhnt, und ich bin froh, ruhig schlafen zu können.

Wildrich Weltreise einer der vielen Getreidespeicher03.08.2003

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit der Großfamilie gehe ich zur Telefonzelle. Ich rufe Laura und Doug in Winnipeg an. Vor etwa einem Jahr habe ich die Beiden auf Kuba kennen gelernt, und als sie erfuhren, dass ich durch Kanada reisen würde, haben sie mich spontan eingeladen.

Laura freut sich, meine Stimme am Telefon zu hören, und Doug schreit im Hintergrund, dass er Bier kalt stellen wird. Gute Aussichten, wie ich finde! Wir verabreden uns um 16 Uhr bei ihnen zu Hause, und Laura beschreibt mir noch, wie ich am besten zu ihrem Apartmentkomplex finden würde.

Auf dem kürzesten Weg sind es nur etwa zwei Stunden bis in die Stadt, aber ich mache ein letztes Mal einen Umweg durch die Prärie. Eine ganze Weile fahre ich durch Sonnenblumenfelder, die sich bis zum Horizont erstrecken. Auch hier ist das Land flach, und in der Sommersonne flimmert die Luft auf dem Highway vor mir. Grillen zirpen im Gras neben der Straße,  riesige Bewässerungsanlagen versprühen Wasser auf den Wildrich Weltreise BatocheAckern.

Die Gegend um Winnipeg ist in etwa das geografische Zentrum Nordamerikas. Wenn ich das nicht gelesen hätte, würde ich es nicht vermuten, denn weit und breit gibt es keine andere große Stadt. Im Osten sind es bis Toronto etwa 1.000 und im Westen bis Regina 300 km. Nördlich gibt es gar keine Städte mehr und im Süden liegen Dakota und Nebraska, auch nicht gerade dicht besiedelte Staaten.

Wieder muss ich am Straßenrand meine Kette nachspannen. Das wiederholt sich nun schon täglich seit meiner Abreise aus Quesnel, kein gutes Zeichen. Ich kann nur hoffen, dass ich es bis nach Toronto schaffe. Mit den billigen Reifen hingegen bin ich bestens zufrieden, und es scheint mir, als würden sie länger halten, als die teuren Dunlop-Pneus.

Winnipeg ist zwar eine Großstadt und auch Regierungssitz von Manitoba, jedoch total isoliert mit extrem langen, kalten Wintern. Tatsächlich finde ich die Stadt sehr übersichtlich und grün. Parks und Alleen dominieren das Bild. Sofort finde ich den "Broadway", und Laura wartet schon vor dem Haus auf mich.

Beide, Laura und Doug, freuen sich sehr, mich zu sehen, sind aber sehr enttäuscht, als ich ihnen mitteile, dass ich morgen schon weiter muss. Zwei Tage könne ich doch wenigstens bleiben! Es gibt so wenig Abwechslung in ihrem Leben - und sie freuen sich so sehr darauf, mir ihre Stadt zu zeigen. Mein Motorrad lasse ich samt der Koffer im Zentrum an der Straße Wildrich Weltreise meine Bekannten in Winnipeg, Laura und Dougstehen. Diebstahl ist hier angeblich so gut wie unbekannt.

Doug, ein Bär von einem Mann, der in der Gemüsesabteilung eines Supermarkts arbeitet, hat sich frei genommen. Es ist zwar  Sonntag, aber sein Laden hat auch heute geöffnet. Laura ist Ärztin und hat Urlaub.

Gemeinsam laufen wir am frühen Abend durch die Stadt. Sie wohnen direkt neben dem Parlament und spazieren abends oft durch die schönen Parkanlagen. Winnipeg liegt am Red River.  Seit ein paar Jahren gibt es dort eine Promenade, die am Abend gut besucht ist. In einem nahe gelegenen Kulturzentrum spielt man Live-Musik und es wird Bier ausgeschenkt. Das ist keineswegs normal in Nordamerika, aber ich habe das Gefühl, als hätte sich auch dies - zumindest in Kanada - in den letzten Jahren geändert.

Auf der Terrasse eines italienischen Restaurants sitzen wir, trinken kaltes Bier und essen Pasta. Ich berichte von meinen Eindrücken. Laura möchte wissen, wie es mir in den USA gefallen hat. Wie viele andere Kanadier auch, sind beide recht pazifistisch eingestellt. Kanadier sind oft stolz auf ihre liberale Haltung; die Politik der US-Regierung Bush wird mit Argwohn betrachtet. Man ist besorgt über die Entwicklung im mächtigen Amerika. Viele Menschen hier hoffen, dass die momentane Situation nicht von Dauer sein wird.Wildrich Weltreise Getreidespeicher verschwinden leider langsam aus der Landschaft

Weder Laura noch Doug haben ein Auto. Das ist untypisch für Kanada, aber da sie im Stadtzentrum wohnen und ihre Arbeitgeber gut zu Fuß erreichen, vermissen sie es nicht. Einmal im Jahr fahren sie nach Regina und mieten sich dafür einen Wagen. Ohnehin ist es im langen Winter problematisch, per Auto unterwegs zu sein. Temperaturen von um -30 Grad Celsius machen kurzen Strecken zur Tortur. Der öffentliche Bus hingegen ist gut geheizt!

Nachts teile ich mir das Gästebett mit dem schwarzen Kater. Schnurrend liegt er zu meinen Füßen und starrt mich noch eine ganze Weile an.

04.08.2003

Gegen 9 Uhr stehen wir auf. Ich habe gut geschlafen, bin nur einmal kurz aufgewacht, als eine feuchte Katerzunge an meinem großen Zeh geleckt hat. Bevor ich abfahre, will ich meine Gastgeber noch zu einem Frühstück einladen. Heute ist in Kanada ein Feiertag, und früh am Morgen ist die Stadt noch wie ausgestorben. Nur in dem gemütlichen Cafe sitzen ein paar verschlafene Gestalten, unterhalten sich leise. Die Portionen sind groß und gut. Es gibt French Toast und Kaffee und nach der zweiten Tasse sind wir wieder munter.

Heute fällt es mir nicht leicht, weiterzufahren. Ich habe es genossen, ein paar Stunden mit Gleichgesinnten zu verbringen, und die Aussicht, wieder alleine unterwegs zu sein, ist nicht gerade angenehm. Auch, wenn ich auf der Strecke immer wieder interessante und nette Menschen treffe, fühle ich mich doch manchmal einsam. So zögere ich meine Abreise heute noch ein paar Stunden heraus und mache mich erst gegen Mittag auf den Weg in Richtung Osten. Im Rückspiegel sehe ich Laura und Doug, die winkend am Straßenrand stehen.

Auf dem Trans-Canada Highway verlasse ich Winnipeg;  ein letztes Mal sehe ich die Getreidesspeicher entlang der Straße. Heute werde ich die kanadische Prärie verlassen. Der Verkehr ist dicht, da viele Wochenendausflügler unterwegs sind. An der Grenze zu Ontario halte ich an, um Kartenmaterial zu besorgen. Auch in Kanada gibt es dies gratis an den vielen Touristeninformationen. Man findet sie in jeder Stadt, aber auch an den Grenzen zwischen den einzelnen Provinzen. Das Personal ist gut geschult und hilfreich. Man macht mir Vorschläge und gibt mir auch ein Büchlein mit Hotel- und Campingplatzadressen.

Wieder habe ich schönes Wetter. Langsam ziehen die wenigen Wolken mit mir Richtung Osten, als ich auf dem jetzt wieder zweispurigen Highway durch die Berge Richtung Kenora fahre. Heute erinnert mich die Landschaft zunehmend an meine Heimatprovinz British Columbia. Viele kleine Seen glitzern durch die Wälder, und die kurvige Straße ist eine wahre Freude für mich und andere Motorradfahrer. Der Asphalt ist neu und schwarz, die Reifen kleben an ihm. Ich lege mich in die Kurven, genieße die Landschaft und den Moment.Wildrich Weltreise

Die KLR läuft gut heute, nur meine Kette macht mir immer noch Sorgen. Ich sehe Greifvögel, die in der Thermik kreisen und nach Beute Ausschau halten. Rehe grasen am Straßenrand in den Wildblumenwiesen und ignorieren mich einfach. Anscheinend sind sie den Verkehr gewöhnt.

Die Stadt Kenora liegt am weltbekannten "Lake of the Woods", einem weit verzweigten, großen See im Grenzgebiet zwischen Ontario und Minnesota. Gerade wundere ich mich über die Menschenmenge und den Parkplatzmangel, da sehe ich zu meiner Rechten einen alten rosa Cadillac. Heute ist es hier ein Oldtimer-Treffen, und so halte ich an, um mich umzuschauen. Sogar aus den Südstaaten der USA kommen die Aussteller; es gibt auch ein paar alte Motorräder. Ähnlich wie in Deutschland, sind auch viele nordamerikanische Männer Autonarren. Samstag ist auch hier oftmals Autowaschtag. Chevies und Konsorten werden veredelt und gepflegt, es wird ein- und umgebaut und mangels TÜV gibt es eine große Bandbreite von Vehikeln auf den Straßen.

Ich brauche eine ganze Weile, bis ich die Stadt wieder verlassen kann, so dicht und langsam ist der Verkehr. Schließlich schaffe ich es aber doch, nur ist es jetzt schon spät. Ich beschliesse, nur noch eine Stunde zu fahren. Das Gebiet hier im Osten Ontarios ist nur dünn besiedelt, die Abstände zwischen den einzelnen Ortschaften betragen auch in der bevölkerungsreichsten Provinz Kanadas viele Kilometer.

Immer wieder sehe ich am Straßenrand Schilder, die auf Camping- und Picknickplätze hinweisen. Ich entscheide mich für den "Aaron Provincial Park" nahe dem Städtchen Dryden.

Die freundliche Pförtnerin versorgt mich mit Brennholz und Getränken. Für 18 Dollar bekomme ich einen schönen  Zeltplatz unter großen Tannen am See. Sofort finde ich Anschluss - ich werde von einem Ehepaar auf dem Nachbarplatz zu Tee und Gebäck eingeladen.

Immer wieder bin ich überrascht, wie leicht es ist, mit Menschen in Kontakt zu treten. Mein Motorrad hilft oft dabei, ist Gesprächsstoff. So kommt eins zum anderen, und ich erfahre eine Menge über Land und Leute. Ich sehe dies als großen Vorteil gegenüber dem Reisen per PKW und Hotel.

Später am Abend sitze ich auf einem Felsen am See und beobachte einen herrlichen Sonnenuntergang. Meine Gedanken sind in der Vergangenheit. Ich erinnere mich an die vielen  Orte, die ich in diesem Jahr schon besucht habe, den Abend mit Amos und seiner Familie in Texas, die gemeinsame Zeit mit Klaus, die langen Stunden unterwegs auf schönsten Straßen. Es sind unzählige gute Eindrücke, dass es mir schwer fällt, sie zu sortieren. Ich bin froh, dass ich Tagebuch darüber führe und auch wieder Fotos mache. Wildrich Weltreise Zelten in Manitoba

Eine Mücke landet auf meiner Hand. Bald werden es Tausende sein  -   es ist Zeit schlafen zu gehen.

 

 

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