Thessaloniki gegen 04.00 Uhr, ich bin in Griechenland angekommen.
Die letzte Nacht war furchtbar, man hat mich nicht schlafen lassen. Gerade war ich zu Bett gegangen, da spielte im Nachbarhaus eine Zigeunerkombo auf. Anscheinend feierte man eine Hochzeit. Logisch, das es eine laute und lange Nacht werden würde. Bis 02.00 Uhr spielten sie ohne Unterbrechung, und sicherlich auch noch länger, ich werde es nie erfahren.
Zu Anfang hatte ich ja noch Hoffnung, daß sie unterbrechen würden um zu essen oder zu trinken, aber es ging ohne Pause weiter. Ja, müßen die denn nie auf Toilette? 20 Minuten Schlaf wären schon schön gewesen, aber nicht mal die sollte ich bekommen.
Irgendwann hatte ich genug, entschied mich aufzustehen und zu fahren. Offensichtlich wollte Bulgarien mich los werden. Lange hätte es mich sicherlich nicht mehr durchfüttern können...
Nach etwa einer halben Stunde erreichte ich schon die griechisch-bulgarische Grenze. Es war die schnellste Grenze auf meiner Reise. Keine 10 Minuten und ich war in Griechenland. Völlig unproblematisch war die Einreise. Aber auch hier hat man sich über meinen Wagen gewundert. Das wird nun sicherlich anders werden, auch hier gibt es SMARTs, so falle ich nicht mehr auf.
Griechenland empfängt mich mit dem Duft frischer Pinien. Selbst mitten in der Nacht kann ich mit geöffneten Fenstern fahren, so warm ist es. Die Straße hinunter zum Mittelmeer ist kurvig, und ich erahne die hohen Berge um mich herum. Sehen kann ich sie nicht, denn es ist stockfinster. Einige 100 Meter vor mir sehe ich ab und an die Rücklichter eines weiteren Autos. Ich fliege durch die Nacht, folge dem anderen Fahrer.
An einer Tankstelle kaufe ich eine Straßenkarte. Der Tankwart rät mir, nicht den kürzesten Weg nach Igumenitsa zu fahren, die Straße sei schlecht. Weiter südlich gäbe es eine bessere, aber längere Route. Da käme ich schneller durch.
Südlich der Hafenstadt geht es auf eine Autobahn. Ab und an zwingen Mautstellen dazu, anzuhalten. Alle paar Kilometer werde ich um einige Euro ärmer. Ohnehin fällt mir auf, daß ich wieder in der Europäischen Union bin, auch der Kaffee ist hier wieder teurer, daran muß ich mich erst wieder gewöhnen.
Heute ist ein Fahrtag. Ich muß 650 Kilometer Landstraße quer durch die Berge schaffen, will ich doch morgen auf die Fähre nach Triest.
So sitze ich in meinem Wagen und folge der Straße. Die Landschaft ist monoton.
Leider ist mein erster Eindruck von Griechenland ein schlechter. Berge auf denen verbranntes graues Gras wächst, ab und an sehe ich ein mehr oder weniger häßlich Dorf. Schön ist es hier nicht. Komisch, ich hatte mir das ganz anders vorgestellt. Ich bin entsetzt, wieviel Unrat ich am Straßenrand entdecke. Zeitweilig meine ich, mich auf einer Müllhalde zu befinden, so schlimm ist es. Zwischen den leeren Plastikflaschen und Dosen grasen Ziegen am Wegesrand. Das paßt alles so gar nicht zu meiner Vorstellung dieses Landes, die weitestgehend aus Hochglanzfotos einschlägiger Reiseprospekte entstammt. Ob ich nur eine schlechte Gegend gewählt habe?
Die Menschen hingegen sind sehr freundlich. So wie ich es schon in den anderen Balkanländern kennengelernt habe.Ich muß mich vorsehen, daß meine Konzentration nicht leidet. Tankstops sind eine willkommene Abwechselung. Der Verkehr ist viel dichter als in den letzten Wochen. Es geht hinweg über unzählige Pässe, von einem Tal ins nächste.
Ein Großteil der Autos hat deutsche Kennzeichen. Ich meine, Gastarbeiter zu erkennen, die vielleicht auf dem Weg von der Türkei nach Deutschland sind. Sicherlich werde ich einige davon morgen auf der Fähre wiedersehen. Die Serpentinen kreuzen immer wieder eine im Bau befindliche Autobahn, die in Kürze fertiggestellt sein wird. Diese soll Igoumenitsa mit Thessaloniki verbinden.
Die letzten 200 km ziehen sich. Ich will endlich ankommen. Vier Stunden brauche ich, denn Wohnmobile und LKWs sind in den Serpentinen nur schlecht zu überholen. Im großen und ganzen bin ich froh, das es morgen wieder aufs Schiff geht. Ich freue mich schon auf Italien und die Alpen.
Nach einer so intensiven Reise wie dieser bin ich schon ein wenig satt und freue mich auf mein eigenes Bett. Das geht mir übrigens meistens so, nur wenn ich dann wieder zu Hause bin und den ersten Tag hinter mir habe, dann wünsche ich mir, wieder unterwegs zu sein.
Jetzt, wo ich das Gefühl, habe wieder Richtung Deutschland zu reisen, kann es mir gar nicht schnell genug gehen. Ich fahre viel zu rasant für diese kurvigen Straßen, muß mich im Zaum halten, um nicht zu übertreiben. |